Jede Person, die sich einmal aktiv verändert hat, weiß um die Hürden und Fallstricke, die damit einhergehen. „Der Wille ist stark, das Fleisch ist schwach.“, „Die Flinte ins Korn werfen.“, „Halt die Ohren steif!“, „Sich den Schneid abkaufen lassen.“ – unsere deutsche Sprache hat viele Redensarten parat, um sich lieber den Gegebenheiten zu fügen, als sich aufzumachen. Aufzumachen, um sein Leben oder sein Unternehmen auf einen neuen Pfad zu führen, einen der mehr Erfolg verspricht, als der ausgetretene. Die Komfortzone zu verlassen bedeutet, Mut zu beweisen und sich auf Unbekanntes einzulassen. Wer das versäumt, dem wird es mit der Zeit immer schwerer fallen, sich mutig auf nicht gewohntes Terrain zu begeben.
Auf der Strecke bleiben oder weiterlaufen?
Nehmen wir nur das naheliegende Beispiel Digitalisierung. Vor rund 20 Jahren hätten wir nicht geglaubt, dass wir auf die Informationen, die wir aus dem Internet frei Haus bekommen, quasi angewiesen sind. Wer hätte für möglich gehalten, dass die Verbindung zu Geschäftspartnern und Freunden über Anwendungen auf dem Smartphone erfolgt? Menschen oder Unternehmen, die sich der Entwicklung, die um sie herum geschieht, entziehen, weil ihnen der Weg aus der sicheren Komfortzone als zu riskant oder schwierig erscheint, werden den Anschluss verlieren. Dahingehende traurige Berühmtheit haben die Firmen Kodak und Motorola oder Kaufhäuser wie Hertie und Woolworth erlangt, die sich mit ihren Geschäftsmodellen nicht den Bedürfnissen der Kunden angepasst haben.
Ein Wort zur Einstellung
Doch was braucht es eigentlich, um Veränderungen, ganz gleich ob aktiv angestoßen oder von außen beeinflusst, als Chance zu erkennen und erfolgreich zu meistern. Das Wichtigste ist wohl die Einstellung zu Veränderungen. Betrachte ich jeden Wandel als etwas, dass sich schädlich für mich auswirken wird, so werde ich alles dafür tun, dass genau das geschieht. Ist mein Mindset offen, im Sinne von „ich lasse das auf mich zukommen und bleibe neugierig, was passiert“, so ist das zumindest eine neutrale Haltung. Sie lässt allerdings eher das Schicksal bzw. andere zum Zuge kommen.
Wer sich dagegen eine positive Haltung gegenüber einer Veränderung aneignet, nimmt die Zügel selbst in die Hand und wird zum Gestalter seiner eigenen Zukunft. Menschen und Unternehmen, die dieses Mindset an den Tag legen, passen sich leichter den unverrückbaren Gegebenheiten an und drehen an den Stellschrauben, die sie beeinflussen können. Dadurch trauen auch andere ihnen zu, herausfordernde Aufgaben besser zu meistern.
Das Geheimnis für einen erfolgreichen Umgang mit Wandel hat übrigens schon Sokrates erkannt:
"Fokussiere all Deine Energie nicht auf das Bekämpfen des Alten, sondern auf das Erschaffen des Neuen."
Meines Erachtens sind drei Eigenschaften der Schlüssel für das erfolgreiche Bewältigen von Veränderungen: Mut, Ausdauer und Vertrauen.
Im Nachfolgenden gehe ich näher auf die Eigenschaft Mut ein. Ausdauer und Vertrauen folgen in den nächsten Blogbeiträgen.
Mut – Etwas wagen – Beherztes Herangehen
Definition: Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. (Wikipedia)
Das Synonym Beherztheit gefällt mir in diesem Zusammenhang sehr gut, da es einen Entscheidungsindikator für „will-ich-mutig-sein-oder-nicht“ beinhaltet: Achte in Situationen, die für Dich ungewohnt sind und daher Deinen Mut erfordern, darauf, was Dein Herz sagt. Willst Du beispielsweise Bungee Jumping machen, weil es cool ist, damit anzugeben oder weil es alle anderen aus Deiner Gruppe machen? Oder willst Du Dich mutig an einem Seil hängend in den Abgrund stürzen, weil Dein Herz Dir sagt, dass Du diese körperliche Erfahrung haben möchtest?
Hier ein paar Anregungen für beherzte Mutproben:
- Bist Du schon einmal allein in ein fremdes Land gefahren, in dem Du niemand kanntest?
- Hast Du Dich bei einer öffentlichen Diskussion schon einmal zu Wort gemeldet?
- Hast Du mal einen Job angenommen, der für Dich eigentlich eine Nummer zu groß war?
Wenn Dir diese Fragen zu wagemutig erscheinen, weil Du bisher eher selten oder nur in kleinen Schritten die Komfortzone verlassen hast, kannst Du mit kleineren Mutproben anfangen. Auch dazu ein paar Beispiele:
- Sprich auf der Straße einfach einen Menschen an und frage ihn nach der Uhrzeit oder nach dem Weg.
- Übernimm eine Aufgabe, die Du vorher noch nie gemacht hast.
- Geh allein in ein Restaurant, setz Dich an einen Tisch und iss allein.
Viele sprechen in diesem Zusammenhang auch vom Trainieren des „Mutmuskels“. Ähnlich wie bei einem Fitnesstraining, stärkst Du mit kleinen Trainingseinheiten Deinen Mut.
Mit einfachen Mitteln den Mutmuskel trainieren
Experimentiere!
Wenn Du Deine Mutprobe als Experiment betrachtest, kannst Du nur gewinnen. Im besten Fall geht das Experiment gut für Dich aus und Du erreichst das, was Du Dir erhofft hast. Im schlimmsten Fall lernst Du aus Deinem Experiment, was Du beim nächsten Mal anders machen solltest. Üben kannst Du das, indem Du vor einem für Dich mutigen Schritt, einen Satz zu Deinem Vorhaben laut aufsagst, der mit „Ich experimentiere mit ….“ oder „Mein Experiment besteht darin…“ beginnt.
Scheitere frühzeitig!
So seltsam es sich anhören mag, wer die Erfahrung gemacht hat, wird mir recht geben: Je schneller Deine Experimente scheitern, desto mehr Selbstvertrauen gewinnst Du. Allein die Tatsache, dass Du aktiv geworden bist, wird Dir ein gutes Gefühl geben. Mit der Zeit wirst Du ein Scheitern nicht mehr als Versagen betrachten, sondern als wichtige frühzeitige Lernerfahrung, die Dich vor Schlimmerem bewahrt.
Fokussiere auf die gelungenen Aspekte!
Um negative Lernerfahrungen oder Glaubenssätze, die ein mutig Sein verhindern, wie z. B. „Das schaffe ich nicht“, „Andere können das viel besser“ oder „Alles, was ich anpacke, geht daneben“, zu umschiffen, lohnt sich ein Blick auf den eigenen Fokus. Liegt er auf dem, was nicht gelingt oder auf dem was gelingt? Um die eigene Wahrnehmung auf die gelungenen Aspekte zu richten, hilft Dir eine einfache Übung: Packe Dir morgens fünf Kichererbsen in Deine linke Tasche. Bei jedem noch so kleinen Ereignis, das Dir gelingt, nimm eine Kichererbse aus der linken und stecke sie in die rechte Tasche. Wie sieht Deine Bilanz am Abend aus?
Welche mutigen Schritte hast Du in Deinem Leben schon unternommen? Was sind Deine Erfahrungen? Ich freue mich, wenn Du diese mit den Lesern dieses Blogs und mir teilst.