Ich reibe mir verwundert die Augen, wenn ich auf den Kalender blicke: Hat das Jahr 2016 nicht gerade erst angefangen? Und jetzt brennt schon die dritte Kerze auf dem Adventskranz. Was ist aus Deinen Vorsätzen, Zielen oder Plänen geworden, die Du Dir vielleicht zu Jahresbeginn vorgenommen hast? Was ist gut gelaufen in diesem Jahr? Welche Krise hast Du eventuell durchlaufen, die sich allmählich zu einem Wendepunkt in Deinem Leben herauskristallisiert? Ich habe meine persönliche Bestandsaufnahme vorgenommen und beim verschriftlichen interessante Erkenntnisse gewonnen. Vielleicht inspirieren sie Dich, Deinen eigenen Jahresrückblick zu verfassen.
Ein Jahr im Zeichen meiner Berufung
Zu Beginn des Jahres 2016 habe ich einfach mal angefangen zu schreiben, was mir zu den Themen Zielen, Visionen und Berufung eingefallen ist. Und daraus ist eben dieser Blog, den Du gerade liest, entstanden. Ohne einen Redaktionsplan für das ganze Jahr zu haben und nicht einmal zu wissen, ob mir jeden Monat etwas „Schreibwürdiges“ zu den o.g. Themen einfällt. Das war für meine sonst eher planerische Art sehr mutig und wie ich nun resümieren kann, es hat funktioniert. Fast jeden Monat veröffentlichte ich einen Artikel. Und mein Beitrag „Wertschätzung und Berufung“ ist nun sogar in dem eBook zur Blogparade „Wandel durch Wertschätzung“ erschienen.
Team gesucht
Zu Beginn des Frühjahrs hatte ich den Impuls mir zu überlegen, wie ich Berufungs-Suchende bei ihrem Prozess, der häufig über mehrere Jahre andauert, mit einem Produkt unterstützen kann, das sie auf dem manchmal sehr steinigen Weg begleitet. Mit einer vage gesponnenen Idee im Kopf habe ich mir ein Erfolgsteam zur Unterstützung und Umsetzung gesucht. In solchen kollegialen Teamcoachings treffen Menschen in möglichst heterogener Besetzung zusammen, um sich gegenseitig bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen. Die Gruppe umfasst drei bis fünf Personen und trifft sich über ein halbes Jahr an ca. 10 Terminen. Normalerweise moderiere ich solche Gruppen. Doch nun wollte ich selber Teilnehmerin sein und siehe da, es fanden sich schnell vier KleinunternehmerInnen, die ebenfalls an der Erreichung eines ihrer Ziele arbeiten wollten.
Bei einem der ersten Treffen wurde ich von einer Gruppenteilnehmerin auf die Methode Design Thinking aufmerksam gemacht. Ich hatte davon zuvor noch nie gehört, doch die grobe Beschreibung, die folgte, erzeugte in mir eine große Resonanz. Also, beschäftigte ich mich in den nächsten Tagen intensiv mit der Recherche zum Thema Design Thinking und meldete mich schließlich zu einen eintägigen Einführungs-Workshop in Berlin an. Mein Ziel: Mit Design Thinking ein Produkt für Berufungs-Suchende entwickeln und meine vage Produktidee erst einmal wieder loslassen.
Heute kann ich sagen, dass sich aus dem Impuls, sich mit Design Thinking zu beschäftigen, viele neue Möglichkeiten für mich entwickelt haben.
Was ist Design Thinking?
Mit Design Thinking lassen sich Organisationen, Produkte, Strategien oder Services innovativ und bedürfnisgerecht konzipieren. Die Methode ist besonders geeignet, komplexen Herausforderungen in einem sich ständig wandelnden Umfeld zu begegnen und auch in undurchsichtigen Situationen und Kontexten den Überblick zu behalten und zu navigieren. Immer dann, wenn es offene Fragestellungen gibt, wenn interdependente Probleme auftreten oder Nutzer versteckte Bedürfnisse haben, eignet sich Design Thinking hervorragend, um neue Lösungen und strategische Geschäftsfelder zu erschließen.
„Design Thinking ist ein nutzerzzentrierter, kollaborativer und iterativer Innovationsansatz, der sich an einem mehrstufigen Prozess orientiert.“, heißt es im Handout des Berliner Workshop-Veranstalters Dark Horse. Die sechs Phasen des Prozesses bestehen aus Verstehen, Beobachten, Synthese, Ideen, Prototypen und Testen.
Die ersten Gehversuche
Ich fing schon mal mit den ersten beiden Phasen des theoretisch angelesenen Design Thinkings an mein Produkt zu entwickeln, denn bis zum Workshop im Mai in Berlin zu warten, erschien mir verlorene Zeit. Und so führte ich zur Bedürfnisermittlung 18 telefonische Interviews mit Menschen durch, die auf der Suche nach einer Tätigkeit sind, die sie aus- und erfüllt.
Heute kann ich sagen, dass ich zu voreilig war und mir besser vorher noch mehr Expertenwissen zur Durchführung der Befragung hätte aneignen sollen. Doch gleichzeitig habe ich trotzdem viel erfahren und durch das frühe „Fehlern“ hinzugelernt, was übrigens ein wichtiger Bestandteil beim Design Thinking ist.
Der sehr praxisnahe und intensive Einführungs-Workshop in Berlin lehrte mich u.a., dass ein interdisziplinäres Team zur Anwendung der Methode unabdingbar ist, denn die vielfältigen Blickwinkel sind wichtig für den gesamten Prozess. Also, fing ich noch einmal von vorne an und suchte in meinem erweiterten Bekanntenkreis nach Menschen, die Lust hatten, sich an meinem Experiment – denn mittlerweile reizte mich immer mehr der spielerisch experimentelle Ansatz – der Produktentwicklung zu beteiligen und gleichzeitig die Design Thinking Methode kennenzulernen.
Und tatsächlich fand ich acht Personen, die sich Mitte September auf den Prozess einließen und in einem von mir moderierten Tages-Workshop die ersten drei Phasen der Methode durcharbeiteten. Es war ein sehr intensiver und wieder einmal lehrreicher Tag für alle.
Heute kann ich sagen, dass weniger mehr ist. Ich hätte den Mut haben sollen, weniger Phasen durchzuführen, diese dafür aber intensiver, gerade was die Bedürfnisermittlung der Nutzer betrifft.
Zu einem Folge-Workshop Ende November kamen dieses Mal sogar neun TeilnehmerInnen zusammen. Nach einer einstimmenden Phase, die an den ersten Teil anknüpfte, ging es in diesen beiden Schritten um kreatives Ideen sammeln sowie das Skizzieren und Basteln von Prototypen. Nun habe ich viele tolle und neue Ideen, die bei einem ganz anderen Bedürfnis der Nutzer ansetzen, als ich es mir in meiner Ursprungsidee gedacht hatte.
Was der nächste Schritt sein wird? Ich vertraue darauf, dass ich bald eine Idee bekommen werde.
Was daraus noch entstanden ist
Nachdem ich nun die ersten Erfahrungen mit der Methode gesammelt habe, fesselt sie mich zusehends.
- Seit September bin ich in einer Design Thinking Meet-up Gruppe in Köln, die von der wunderbaren Karla Schlaepfer geleitet wird.
- Für eine mittelständische Firma werde ich im nächsten Jahr auf der Methode basierend Workshops für eine interne Prozessentwicklung durchführen.
- Und ich bin auf das großartige Buch „Mach, was Du willst – Design Thinking fürs Leben“ von Bill Burnett und Dave Evans gestoßen. Die Autoren beschreiben in ihrem Buch, wie Menschen mit der von ihnen angeleiteten Methode, den Weg zu den Tätigkeiten finden, die sie mit Begeisterung machen. Ab dem nächsten Jahr werde ich diese erfolgreich erprobte Methode in meinen Berufungscoachings anbieten.
Inspirierende Momente
Neben den regelmäßigen Erfolgsteam-Treffen und meinen ersten Design Thinking Gehversuchen hatte ich das Glück über die Warteliste noch einen Platz beim Inspirationscamp von Marit Alke und Katrin Linzbach im Oktober in Bonn zu ergattern. Hier geht es vorrangig um Themen rund um das digitale Business, zu dem ich – vielleicht aus Altersgründen – immer noch keinen richtigen Zugang finde. Doch der inspirierende Austausch, z.B. mit Nicolai Westphal, dem 2-Minuten-Coach, brachte mich dazu, meine immer wieder angedachte Fabel zum Thema Berufung anzufangen. Seitdem setze mich täglich rund 5 bis 10 Minuten daran und bin erstaunt, was mir einfällt, wenn ich einfach nur drauf losschreibe – übrigens handschriftlich.
Im Slot von Katrin Linzbach, wo es um die Entwicklung eines Kartenspiels und die Vermarktung desselben ging, bot ich ihr an, ihre Kreationsmethode im Rahmen der Entwicklung von Kartenspielen zu modellieren. Denn sie wusste bis zu dem Zeitpunkt gar nicht, wie sie es schafft, auf ihre spezielle, kreative Art und Weise einzigartige Ideen für erfolgreiche Kartenspiele zu entwickeln. Für den mittlerweile erschienenen Online-Kurs zur Entwicklung von Kartenspielen brauchte sie diesen fehlenden Anleitungsschritt noch. Im Gegenzug hat sie mir wertvolle Tipps vermittelt, wie ich ein Kartenspiel für Berufungs-Suchende entwickeln kann. Ich bin dran…
Fazit meiner Bestandsaufnahme 2016
Für mich war 2016 geprägt vom experimentellen Schritt-für-Schritt-Herantasten an Spielfelder, in denen ich meine Berufung „Menschen, dabei zu unterstützen, dass sie ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand nehmen und den Weg einschlagen, der sie begeistert“ ausgestalten kann. Design-Thinking-technisch gesprochen, war ich in diesem Jahr in den Phasen des Verstehens, Beobachtens, Synthesierens und der Ideenfindung. Das nächste Jahr wird im Zeichen des Prototypings und Testens stehen. Ich freue mich schon darauf😃
Welche Entwicklungsschritte oder vielleicht sogar Krisen hast Du in 2016 gemeistert? Mir hat das Aufschreiben verdeutlicht, wie viele Aktivitäten ich angestoßen und gestaltet habe, die mir im ersten Moment gar nicht bewusst waren. Mit diesem Wissen und einem guten Gefühl blicke ich nun voller Stolz auf den Kalender 2016 und mit freudiger Zuversicht ins Jahr 2017.