Lukas (Name geändert) tritt nervös auf die Bühne. Er lächelt etwas verschämt ins Publikum und beantwortet langsam und bedächtig die Fragen des Moderators. Er hat Humor, das sieht man am Blitzen in seinen Augen und seinem verschmitzten Lächeln. Es ist Montagabend und im artheater in Köln findet die Veranstaltung „Kunst gegen Bares“ statt. Jede/r kann hier auf der Bühne performen, egal in welcher Form, und wird anschließend vom Publikum durch „Bares“ für seinen Auftritt belohnt. Das ist auf jeden Fall eine Plattform, um mutig sein Selbstwertgefühl zu steigern.
Lukas beginnt mit seinem Beitrag, indem er sagt: „Ich stehe hier, weil ich weder singen, jonglieren, rezitieren, noch tanzen kann. Ich habe kein Talent. Ich kann nichts, doch schon als Kind träumte ich davon auf einer Bühne zu stehen. Deshalb stehe ich hier und rufe aus vollem Herzen ICH KANN NICHTS.“ Da dieser Satz so befreiend für ihn ist, breitet er die Arme aus und ruft ihn noch einmal laut ins Mikrofon. Das Publikum ist begeistert. Er spricht bestimmt 90% der Anwesenden aus der Seele. Und dann erzählt er uns doch ein paar seiner Traumgeschichten, die teilweise anrühren und etwas abstrus sind. Doch das spielt nach seiner Einleitung keine große Rolle mehr. Die Zuschauer belohnen ihn mit dem dritthöchsten Bares-Beitrag des Abends.
ICH KANN NICHTS laut zu sagen, kann das Selbstwertgefühl steigern
Warum erzähle ich diese erlebte Geschichte? Lukas hat es geschafft, aus dem Schatten seiner selbst heraus und ins Rampenlicht zu treten. Damit hat er sein niedriges Selbstwertgefühl „Ich kann nichts“ – wobei das Wort Nichts noch einmal genauer zu hinterfragen wäre – mit der lautstarken Veröffentlichung in ein hohes Selbstwertgefühl gewandelt. Übrigens habe ich ihn in der Pause und nach der Veranstaltung noch nie so präsent und überstrahlend erlebt.
Um seine beruflichen Träume zu verwirklichen braucht es ein hohes Selbstwertgefühl. Es schafft Zutrauen, um ungewohnte Pfade zu beschreiten und nicht beim ersten Hindernis aufzugeben. Doch wie steigert man sein Selbstwertgefühl ohne direkt ins Rampenlicht zu treten?
Tipps für die Steigerung des Selbstwertgefühls
Wie das Wort Selbstwertgefühl schon sagt, ist es eine Frage, wie Du den Wert für Dich, Dein Aussehen, Dein Können, Dein Verhalten und Deine Eigenschaften empfindest. Wenn Du als Kind beispielsweise häufig gehört hast „Du kannst das nicht“, „Du bist zu dick“, „Du bist so dumm“ (auch, wenn es lustig gemeint war) oder ähnliches, dann glaubst Du diese Sätze irgendwann und nimmst sie als Realität. Doch die Realität ist, dass keiner vollkommen und wahre Vollkommenheit langweilig ist. Schau Dich mal in der Natur um. Dort ist kein Baum, keine Blume, kein Tier wie das andere. Und gerade diese Unterschiedlichkeit macht doch das Leben erst bunt und liebenswert.
Wie würdest Du einer guten Freundin oder einem guten Freund begegnen, die oder der Dir sagt: „Ich habe keine besonderen Fähigkeiten.“, „Ich mag mein Aussehen nicht.“, „Ich bin zu blöd für xy.“ oder „Ich traue mir xy nicht zu.“? Wahrscheinlich würdest Du ihr oder ihm gut zureden, indem Du Beispiele vom Gegenteil anführst und sie oder ihn lobst.
Wie wäre es, wenn Du Dich selbst, als Deine beste Freundin oder besten Freund betrachtest, der oder dem Du all das zuteil kommen lässt? Behandle Dich wertschätzend und wohlwollend! Lege Dir dazu ein Gute-Freunde-Tagebuch zu, in welches Du – am besten vor dem Schlafengehen – folgende Aufgaben und Ergebnisse einträgst:
6 Impulse für Dein Gute-Freunde-Tagebuch
- Sobald ich in den Spiegel schaue, lächle ich meiner Freundin/meinem Freund ins Gesicht. Was sehe ich?
- Vor schwierigen Herausforderungen spreche ich mir Mut zu und trage nach der bewältigten Aufgabe nur das in mein Tagebuch ein, was mir gut gelungen ist.
- Täglich notiere ich, was ich während des Tages gut gemacht habe – ohne wenn und aber. Dazu lege ich zunächst einen niedrigen Maßstab für „gut“ an.
- Ich trage ein, für welche meiner Erfahrungen, Eigenschaften und Fähigkeiten ich dankbar bin.
- Was an mir ist krumm und schief und gerade deshalb liebenswert?
- Ich notiere meine Fehler und was ich daraus gelernt habe oder was sich daraus später entwickelt hat.
Never regret anything – because at one time it was exactly what you wanted.
Bedauere nichts – irgendwann einmal war es genau das, was Du wolltest.
Robbie Williams
Ich wünsche Dir viel Vergnügen beim Trainieren Deines Selbstwert-Muskels! Vielleicht hast Du auch so eine tolle Idee wie Lukas. Vielleicht möchtest Du Dir eine/n Trainingspartner/in suchen. Was auch immer Du tust, um Dein Selbstwertgefühl zu steigern, es ist die Voraussetzung, um beruflich neue Wege einzuschlagen.
Danke für den Blog-Eintrag 🙂
Ich stimme mit vielem überein aber ich habe einen Einspruch bezüglich der Realität.
Die Realität ist, dass alles und jeder absolut vollkommen ist. Wer tief im Herzen die Vollkommenheit in allem entdeckt dem wird niemals langweilig werden, denn die Vollkommenheit in allem geht über jegliche Vorstellungskraft unseres begrenzten Verstandes hinaus!
Herzlichen Dank, liebe Katrin, für Deinen Kommentar, der mich angeregt hat, zu definieren, was ich mit unvollkommen meine.
Viele Menschen streben heute nach einem von Außen definierten Schönheitsideal und finden sich im Vergleich dazu unschön, unzureichend oder unterschiedlich. Das meine ich mit unvollkommen.
Du hast natürlich völlig recht, wer die Vollkommenheit aus dem Inneren, aus dem Herzen entdeckt, wird auch das Zutrauen in sich finden.