Anleitung für alle, die sich in 2019 beruflich verändern wollen

„Ich habe meinen Job zum 31.12.2018 gekündigt.“, „Nach langem Ringen, verkaufe ich im nächsten Jahr das Geschäft meines Vaters.“, „In dieser Firma komme ich nicht weiter, weshalb ich schon mit meinem Chef gesprochen habe.“, diese und ähnliche Sätze hörte ich bei einigen der Kurzcoachings, die ich in diesem Jahr für die Karrieretage durchgeführt habe. Herzlichen Glückwunsch zu dem Mut, den sie aufgebracht haben, Bekanntes loszulassen, ohne zu wissen, was danach kommt. Was konnte ich ihnen innerhalb der uns zur Verfügung stehenden 20 Minuten mit auf den Weg geben? Hier eine kleine Anleitung für all diejenigen unter Euch, die sich in 2019 beruflich verändern wollen.

„Wir haben jetzt 20 Minuten Zeit. Wie können wir diesen Zeitraum so nutzen, dass er für Dich besonders wertvoll ist. Was würde Dir in der jetzigen Situation am besten weiterhelfen?“ Das war meine erste Frage an die Personen, die sich mutig vom nicht mehr Stimmigen verabschiedet haben und die neue Richtung noch nicht genau kennen. Einstimmig lautet die Antwort: Eine Struktur bzw. Anleitung zur Orientierung. Darauf habe ich mich gerne eingelassen, denn genau das war auch mein Vortragsthema (Berufliche Neuorientierung – Wie gehe ich am besten vor?) bei den diesjährigen Karrieretagen in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Stuttgart.

Der Startpunkt

Der erste Impuls, den die meisten Menschen haben, die sich beruflich verändern wollen, orientiert sich am Außen. Sie stöbern durch Stellenanzeigen, fragen Freunde und Bekannte oder lassen sich von den vermeintlich guten Ratschlägen der Familie leiten. Dadurch werden sie meistens noch verwirrter, denn sie kommen immer weiter weg von sich, von dem, was ihrem Inneren entspringt. Um den Personen, die sich in der beruflichen Orientierungs- bzw. Findungsphase befinden, zu verdeutlichen, welche Einflüsse in diesem Kontext wirken, stelle ich ihnen zunächst mein Modell der beruflichen Neuorientierung vor.

Modell zur beruflichen Neuorientierung
Strukturmodell zur beruflichen Neuorientierung von Christiane Karsch

Bevor Du Dich in irgendeine Richtung in Bewegung setzt, solltest Du bei Dir selbst anfangen mit einer persönlichen Standortbestimmung, dem Startpunkt Deiner Reise ins Ungewisse. Ähnlich wie bei einer Wanderung, die Du mit unbekanntem Ziel beginnst, legst Du zumindest fest, an welcher Stelle Du startest. Wenn Du zudem auch noch ein paar Parameter, z.B. Dauer der Wanderung, eine grobe Richtung, Begleiter o.ä. bestimmt hast, weißt Du, was Du in Deinen Rucksack packen musst, damit Du auch ankommst.

Zum Startpunkt bei der beruflichen Neuorientierung gehören beispielsweise die folgenden Parameter, die sich ausschließlich um Deine Person drehen. Die Ergebnisse kommen in Deinen persönlichen Rucksack. Sie sind Deine treuen Begleiter auf dem Weg mit unbekanntem Ziel, sie werden Dich leiten.

  • Welche Kompetenzen, Fähigkeiten und Talente hast Du Dir aufgrund Deiner bisherigen Biographie erworben bzw. bringst Du von Natur aus mit?
  • Welche Wünsche und Träume hast Du, die Dich immer wieder verfolgen und noch nicht eingelöst wurden?
  • Wie sieht Dein Umfeld aus? An welchem Ort fühlst Du Dich wohl? Welches finanzielle Polster bringst Du mit?
  • Was treibt Dich an? Was bremst Dich aus?
  • Welche Bedürfnisse hast Du?

Es ist wichtig, dass Du bei der Beantwortung der Fragen ganz bei Dir bleibst und nicht die Erwartungen und Wünsche anderer berücksichtigst! Weitere Fragen, die außer Deinem kognitiven Sinn auch andere Sinne ansprechen, findest Du im Kartenspiel „Wandelwillig?“ – bis zum 15.12.2018 zum Sonderpreis von 34,90 € inkl. MwSt. und Versand.

Der Markt

Doch natürlich sind wir nicht allein auf der Welt, um uns völlig frei nach unseren Wünschen und Bedürfnissen zu orientieren. Im Miteinander entsteht Entwicklung, Wertschätzung und das menschliche Zusammenspiel. Glücklicherweise haben wir in Europa die Möglichkeit zu wählen und zu entscheiden, wo, was, wie und wer am besten zu uns passt. Im zweiten Schritt schaust Du Dir deshalb die Marktgegebenheiten an. Auch hierzu ein paar Beispielfragen:

  • Welche Bereiche interessieren Dich und wo findest Du diese?
  • Welche Unternehmen findest Du spannend und warum?
  • Welche zukunftsträchtigen Themen sprechen Dich an und wie kannst Du mehr darüber erfahren?
  • Was sind die derzeitigen Bedürfnisse von Unternehmen, die Du mit Deinen Fähigkeiten und Kompetenzen befriedigen könntest?
  • Und wenn Du mit einer Selbständigkeit liebäugelst: Wo kannst Du Informationsmaterial für Selbständige/Existenzgründung erhalten? Welche Eigenschaften benötigst Du für eine Selbständigkeit?

Diese Antworten gleichst Du immer wieder mit den Ergebnissen Deiner persönlichen Standortbestimmung ab, wie bei einem Pingpong. Hier ein Beispiel:

Du stellst fest, dass Du gerne Artikel über das Thema Nachhaltigkeit schreiben möchtest. Es ist aktuell und zukunftsträchtig. Es gibt genug Material zum Recherchieren und schreiben. Im Verfassen von Texten hast Du eins Deiner Talente entdeckt. Und Du hast sogar über Dein Netzwerk Kontakte zu einer Redaktion, die daran interessiert wäre. Ein wichtiges Bedürfnis von Dir ist jedoch das Arbeiten im Team. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Du wägst ab und spürst nach, was Dir wichtiger ist: Das Schreiben, was meistens im stillen Kämmerlein in Einzelarbeit geschieht, oder das Arbeiten im Team in einem Bereich, den Du noch nicht kennst. Was ich jedoch eher empfehle: Befrage den kreativen Anteil in Dir „Wie kann ich beides miteinander verknüpfen?“ und lass viele Ideen sprudeln.

"Wo sich Deine Talente und die Bedürfnisse der Welt kreuzen, dort liegt Deine Berufung." Aristoteles

Als Ergebnis Deines Pingpongs findest Du in der Schnittmenge das wieder, was wirklich zu Dir passt. An dieser Stelle werde ich häufig gefragt, wie lang der Orientierungsprozess dauert bis die Schnittmenge gefunden ist. Das hängt tatsächlich davon ab, wie diszipliniert und anhaltend Du dranbleibst. Im Austausch mit einem Coach oder in einem Erfolgsteam wird der Prozess natürlich reichhaltiger und intensiver. Es ist auf jeden Fall eine Arbeit, in die es sich lohnt täglich rund 30 bis 60 Minuten zu investieren, wenn man sich in 6 bis 12 Monaten beruflich verändern möchte. Die Zeit ist gut eingesetzt, denn mit Deinem gut gepackten Rucksack macht der Weg Spaß und das Ziel wird mit jedem Schritt klarer erkennbar.

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