Ein Lebenslauf mit 7 beruflichen Veränderungen

Teil 1

Im Coaching werde ich ab und zu gefragt, wie sich komplette berufliche Veränderungen im Lebenslauf machen. Würde das auf potenzielle Arbeitgeber*innen nicht abstoßend wirken? Wäre das nicht ein Zeichen von Unstetigkeit? Tatsächlich hatte ich mit meinem bewegten Lebenslauf in den 90er und Anfang der 2000er Jahre noch Probleme meine Wechsel in neue Branchen oder Funktionen überzeugend zu verkaufen. Heute wird Flexibilität und Vielfältigkeit eher als Stärke gewertet.

Mit der nun folgenden Darstellung meiner 7 beruflichen Veränderungen in zwei Teilen möchte ich dir Mut machen, deinen Bedürfnissen, Interessen und Träumen zu folgen. Wie du lesen wirst, war auch mein Weg mit Hürden und Enttäuschungen versehen. Doch aus jeder Krise ist eine neue Chance entstanden, mich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Wenn ich spürte, die Zeit reift für eine Veränderung heran, habe ich die Impulse und Hinweise wachsen lassen. Heute weiß ich, dass die Veränderungsprozesse neben einer Zeitspanne, Mut, Ausdauer und Vertrauen brauchen. Hätte ich all das nicht erlebt, hätte ich meine Berufung nicht gefunden.

Der erste erlernte Beruf

Ausgelöst durch einen Tanzkursus widmete ich meine Lebenszeit zwischen 15 und 31 Jahren voll und ganz der Tanzerei. Ich absolvierte nach dem Abitur eine dreijährige Ausbildung zur ADTV Tanzlehrerin und arbeitete in verschiedenen Tanzschulen. Das Unterrichten verschiedener Altersgruppen hat mir viel Spaß gemacht. Doch irgendwann keimte der Gedanke auf, dass mein Leben noch mehr als 1, 2, Cha-Cha-Cha beinhaltet. Ich brauchte eine neue geistige Herausforderung. Während meines ersten zweijährigen Transformationsprozesses absolvierte ich nebenberuflich eine Ausbildung zur Dance Alive Spezialistin und legte damit bereits den ersten Grundstein für meine heutige Coaching-Tätigkeit. Im Dezember 1995 stand ich nach einem Konflikt mit meinem damaligen Arbeitgeber von heute auf morgen ohne Job auf der Straße. Rückblickend wurde mir klar, ich löste diese Krise selber aus.

Da stand ich also und konnte von außen betrachtet außer Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren das Tanzen beibringen so gut wie nichts, was mich beruflich weiterbringt. Das war allerdings nicht meine Einstellung. Diese lautet nach wie vor: Ich kann alles lernen, was ich will, wenn ich es will.

Zeitarbeit zum Lernen und Orientieren

Nach dem ersten Schock, gewann ich schnell mein Selbstvertrauen wieder. Ich streute meine Jobsuche überall und war mir sicher, dass ich schnell eine neue Tätigkeit finden würde. Wählerisch war ich damals nicht. Tatsächlich bekam ich über einen Bekannten die Chance einer Probearbeitswoche bei einem Immobilienverwalter. Ich machte mich gut und bekam einen Arbeitsvertrag, der jedoch nach der zweiten Arbeitswoche aus fadenscheinigen Gründen wieder gekündigt wurde. Puuuuh, nun stand ich innerhalb von vier Wochen zum zweiten Mal ohne Job da. Immerhin bekam ich zwei Monate Gehalt, um meine Miete zu bezahlen. 

Ein Tag dauerte mein Selbstmitleid bevor ich es in die Energie „Lösungen suchen“ umwandelte. Zeitarbeit erschien mir in meiner Situation genau das Richtige zu sein, denn ich hatte damals weder einen Coach noch ein „Wandelwillig?!“-Kartenspiel, die mich bei der beruflichen Neuorientierung unterstützten. Und so probierte ich in Form von Zeitarbeitseinsätzen verschiedene Tätigkeiten und Arbeitgeber einfach aus. Nebenbei belegte ich VHS Kurse in MS Office und Englisch.

Über ein halbes Jahr entwickelte ich jeden Tag meine Grundkenntnisse im Büro, konnte unterschiedliche Unternehmen und ihre Kulturen kennenlernen und hielt die Augen offen nach Festanstellungen. Dann flatterten auf einmal zwei Angebote vor meine Nase und ich musste mich entscheiden.

Fünf Jahre im Außendienst

Nachdem ich bei einer Zeitarbeitsfirma in verschiedenen Einsätzen (u.a. als Chefsekretärin ohne Ahnung) gute Arbeit geleistet hatte, bekam ich das Angebot als Personalvermittlerin für sie Zeitarbeitsfirma tätig zu werden. Nach bestandenem zweitägigen Accessment-Center hätte ich dort anfangen können.

Gleichzeitig riet mir eine Freundin, mich als Elternzeit-Vertretung bei einer Bausparkasse als Sachbearbeiterin im Vertriebsinnendienst zu bewerben. Auch hier wurde mir nach dem Vorstellungsgespräch ein Vertrag offeriert.

Mein Herz schlug für die Personalvermittlung, doch mein Umfeld und mein Kopf rieten mir zur Sachbearbeitung. Ich entschied mich für die damals sicher geglaubte Variante, die Stelle bei der Bausparkasse. Würde ich mit meiner jetzigen Lebenserfahrung vor die Wahl gestellt, würde ich meinem Herzen folgen. Doch auch die Zeit bei der Bausparkasse war wichtig für meine Entwicklung. Ich hatte eine tolle Kollegin, die mir alle kaufmännischen Kenntnisse vermittelte, und verdiente endlich mal richtig Geld. Obwohl das erste Jahr sehr lehrreich und spannend war, wusste ich direkt, dass ich dort nicht in Rente gehen würde. Deshalb probierte ich nebenbei – bei einer 35 Stunden Woche war das gut machbar – einiges aus, z.B. Betreuung von Events, Mitarbeit in einem Reisebüro.

Eine neue Ausbildung

Während meines Vertriebsinnendienstes bei der BHW Bausparkasse und mit mittlerweile Mitte 30 keimte die Idee in mir auf, mir endlich einen Beruf zu suchen, den ich bis an mein Lebensende machen könnte (wie blauäugig ich damals war;-). Mein Vater vermittelte mir einen Berater – heute würde ich ihn als Coach bezeichnen – der mit mir eine Mindmap meiner Fähigkeiten und Interessen erstellte. Bei dem Gespräch wurde ein weiterer Grundstein für meine heutige Tätigkeit gelegt.

Heraus kam ein Job, in dem ich meine kreativen und kommunikativen Fähigkeiten einsetzen kann und der mit Menschen zu tun hat. Wir eruierten die nebenberuflichen Ausbildungen, die dafür in Frage kamen. So kam ich schließlich zur Westdeutschen Akademie für Kommunikation in Köln und absolvierte meine Werbewirtin in einem einjährigen Abendstudium. Zusammen mit einem Kommilitonen wurde ich unerwartet Klassenbeste. Ich schien das Richtige für mich gefunden zu haben und bewarb mich sofort in den Bereichen Marketingkommunikation und PR. Doch mit meinem Lebenslauf und keinen Erfahrungen in den Bereichen scheiterte ich. Weil ich wusste, dass ich auf dem für mich richtigen Weg war, nahm ich einen Umweg in Kauf.

Mutig gekündigt und belohnt worden

Nach einem halben Jahr hatte ich immer noch keinen Erfolg mit meinen Bewerbungen in Marketing- und PR-Abteilungen. Mutig kündigte ich daraufhin meine feste Anstellung, um meinem Anliegen mehr Bedeutung zu verleihen und mich besser auf die Bewerbungen konzentrieren zu können. Mein Arbeitgeber kam mir entgegen: Ich konnte so lange dort arbeiten, bis ich einen neuen Job fand und dann sofort aussteigen. 

Daraufhin kamen die Dinge ins Rollen. Ich bewarb mich mal wieder bei einer Zeitarbeitsfirma, die sich jedoch auf den Bereich Marketing und PR spezialisiert hatte. Nach wenigen Wochen wurde ich bei einem Start-up-Unternehmen in der Telekommunikationsbranche mit einer kanadischen Mutter eingesetzt. Ich bekam den Job einer Marketing Assistentin und nach drei Monaten Zeitarbeit einen unbefristeten Vertrag.

Das Unternehmen und der Job waren klasse! Ich blühte voll auf, hatte supernette Kolleg*innen und einen tollen Chef. Ich durfte gestalten, organisierte einen großen Messeauftritt auf der CeBIT und landete im Mitarbeiter-Magazin auf der ersten Seite. Kurzum, ich dachte, ich wäre am Ziel angekommen. Doch weit gefehlt. Ich wurde mal wieder hart auf die Probe gestellt.

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3 Gedanken zu „Ein Lebenslauf mit 7 beruflichen Veränderungen

  1. Fischer Antworten

    Liebe Christiane,
    hier schreibt Ute Fischer, mit der du das Abi in Usingen gemacht hast. Die Schilderung deines Wegs zum passenden Job liest sich sehr spannend. Ich warte begierig auf die Fortsetzung. Als alte Spätzünderin bin ich auch noch längst nicht dort angekommen, wo ich hingehöre. Vielleicht ist aber auch ganz einfach der Weg das Ziel.
    Herzliche Grüße
    Ute

    • CKarsch Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Ute,
      das ist ja eine schöne Überraschung!
      Ja, die Fragen zum Ankommen lauten:
      – Wo will ich ankommen?
      – Wenn ich angekommen bin, was dann?
      – Will ich überhaupt ankommen oder lieber immer in Bewegung bleiben?
      Für mich trifft ganz klar Letzteres zu:-)

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